Männerarbeit
- Seit Jahrzehnten ändern sich für Männer ihre Lebensrollen, ihr Selbstverständnis und ihre Identitäten als Mann. Verunsicherungen sind die Folge für jenes Geschlecht, welches gerne als "starkes Geschlecht" bezeichnet wird. Doch das waren "die Männer" so nie; meist waren sie selber Opfer patriarchalischer Gesellschaften, gefangen in Tabus und Traditionen, aus denen heraus sich unter anderem falsch ausgelegte Begriffe wie Ehre, Stärke, Macht und ein, auch christlich verbreitetes Dogma einer männlichen Überlegenheit entwickelten. Mit der Frauenbewegung und der rechtlichen Gleichstellung von Frauen wurde dies deutlich, aber nicht aufgefangen mit passenden Angeboten für Männer. Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund versucht evangelische Männerarbeit dies anzubieten und Männern ein, auch spirituelles neues Rollenverständnis zu vermitteln.
Ich lade Sie zur Zusammenarbeit ein, der Männerarbeit im Gebiet des Dekanats Groß-Gerau – Rüsselsheim und des Kreises Groß-Gerau ein Gesicht zu geben und sich zu vernetzen. Meine aktuellen Angebote dazu sind unter anderem:
Ansprechpartner sein für Kirchengemeinden, Kommunen, Gruppen und Personen
Aufbau, Begleitung und Beratung von Männergruppen und -kreisen
Beratungsangebote für Männer
Diskussionen, Veranstaltungen und Ausstellungen zu den Männerwelten
Aufbau eines Männer-Netzwerks
Männer als Opfer von Gewalt
Männernachtwanderungen
Aktivitäten zum internationalen Männertag
Männer und Spiritualität
Männer vor dem Ruhestand
Männer und Einsamkeit
Männer, Migration und Flucht
Männer, Männlichkeit und Krieg
Rückwärts gewandte "Männlichkeit"
Von Jörg Wilhelm:
Auf dieser Seite können sich Männer, Menschen und Organisationen eintragen lassen.
maenner-gegen-rechts.de
Nicht erst seit den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen am 1. September 2024 ist in Deutschland etwas ins Rutschen geraten. Demokratie, Liberalität, die Menschenwürde und die Vielfalt stehen massiv unter Druck. Der Terroranschlag in Solingen am 23. August 2024 war schrecklich, sorgt aber seitdem dafür, daß in Deutschland diverse Hemmschwellen bezüglich Migration und Asyl abgebaut werden sowie Sachlichkeit und Vernunft kaum noch Beachtung finden. Emotionen bestimmen in weiten Teilen die Medien und erst recht die sozialen Netzwerke und sorgen bei großen Teilen der Bevölkerung für Angst, Wut und Ablehnung, angestachelt durch rechtsextreme Parteien (die das seit Jahren vorbereiten) und leider übernommen von demokratischen Parteien, die mit Populismus versuchen, den Rechten mit deren eigenen Parolen etwas entgegen zu stemmen. In Sachsen und Thüringen hat das nur sehr bedingt geholfen und seitdem erleben wir in Deutschland eine denkwürdige Diskussion, die Grundgesetz, Urteile des Bundesverfassungsgerichts, EU-Recht, die Genfer Flüchtlingskonvention und die UN-Menschenrechtserklärung bewusst missachten und aussetzen will. Sachliche Fakten spielen keine Rolle mehr, ganze Bevölkerungsgruppen werden stigmatisiert und als Täter angesehen.
Was aber hat das mit Männern zu tun; mit Männlichkeit und Selbstbildern von Männern? Es war ein Mann, der den Terroranschlag in Soligen ausübte und der nun stellvertretend pauschal für alle Männer aus Syrien und Afghanistan steht, ungeachtet eines Wahheitsgehalts. Als er in die EU und nach Deutschland kam, war er nicht radikalisiert, das kam offensichtlich erst Jahre später. Solche Radikalisierungen sind leider nicht selten, vor allem aber geschehen sie nicht nur in migrantischen Gruppen, sondern vor allem auch unter Deutschen. Frauen radikalisieren sich ebenfalls, doch mehrheitlich sind es junge Männer. Es gibt genug Fakten, wie es dazu kommt und einige von ihnen haben unter anderem mit "Männerbildern" zu tun und dem Selbstwertgefühl. Es hat zudem nur bedingt etwas mit Religionen zu tun, denn es ist beileibe nicht so, daß nur Männer, die sich als muslimisch bezeichnen, Terroranschläge verüben. Vergessen scheint der Massenmörder Anders Breivik aus Norwegen, der NSU, der Terrorakt in Hanau oder auch früher schon die Morde in Solingen an türkischen Menschen. Für die einen ist Terror im Auftrag des IS eine ehrenvolle Aufgabe, für die anderen geht es um die Verteidigung des christlichen Abendlandes - falsch ist und bleibt beides!
Was stimmt, sind die Vorstellungen eines bestimmten Männerbildes bei den Tätern. Demnach ist es Aufgabe des Mannes, aktiv zu werden, stark zu sein, zu handeln, "Volk, Vaterland und Familien" zu beschützen. Männer sind das biologisch stärkere Geschlecht und stehen daher über den Frauen. Männern handeln in der Gesellschaft, Frau kümmern sich um das soziale und die Familie (leider werden auch die Frauen mehr, die ein traditionelles Rollenbild für sich fordern). Echte Männer können nicht schwul sein, echte Männer bekommen die Frauen, die sie brauchen und wollen, echte Männer dürfen auch schon mal Partnerinnen schlagen. Echte Männer beschützen uns und wehren sich gegen die "bösen ausländischen Messermänner". Diese Liste lässt sich noch länger fortsetzen.
Es sind Bilder und Rollen für Männer, die nicht nur als traditionell und konservativ bezeichnet werden können, sondern als rückwärts gewandt, als toxisch und als extrem. Es sind Männerbilder, die seit vielen Jahren verbreitet werden, vor allem in den Sozialen Netzwerken, und dort leider auf fruchtbaren Boden fallen. Die Frage ist, warum fallen Männern und auch sehr viele junge Männer darauf rein?
Es gibt Gegenbewegungen! Es gibt in ganz Deutschland Männergruppen, Männerinitiativen, Männerberatungen, die ein anderes, ein modernes Männerbild vermitteln wollen. Leider gab und gibt es dazu immer noch zu wenig Rückendeckung aus der Politik. Die Mehrheit in der evangelischen Männerarbeit steht für solche modernen Bilder. Sie bemüht sich, Männer zu selbstbewussten Menschen zu machen, sie zu ermutigen, sich ihrem Mann-Sein zu stellen, nicht als Herrscher, sondern gleichberechtigt mit den Frauen, sich mit männlichen Problemen zu beschäftigen, statt sie zu tabuisieren und Themen anzusprechen, die den Mann als Betroffenen ernst nehmen statt nur als Täter. Toxische Männlichkeit schadet dem Planeten, den Frauen und auch den Männern selber und die Auseinandersetzung damit muss erst noch richtig in Deutschland beginnen. Erste Schritte dazu sind gegangen mit einem Brandbrief des SKM-Bundesverbands und der nun erfolgten Gründung der Initiative "Männer gegen Rechts"; beides liegt als Download vor.
Für weitere Informationen zur Initiative, zum "Faktor M", zur toxischen Männlichkeit und generell zu Männerbildern und -rollen steht Jörg Wilhelm gerne zur Verfügung.
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