Dekanat Rüsselsheim

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        Was ist der Mensch?

        Glockenschlag für die 29. Woche 2016

        Auf den Trikotärmeln bei der Fußball-Europameisterschaft prangte der Schriftzug »Respect« und in jeder Halbzeitpause wurde das dazu gehörige Video der UEFA mit dem früheren Top-Schiedsrichter Pierluigi Collina und weiteren Fußballgrößen gezeigt. Man mag von der UEFA und ihrer Kampagne halten was man will. Die prügelnden Hooligans in Marseille und anderswo hielten offenbar ebenso wenig davon, wie jene Spieler, die durch das was man beschönigend »aggressive Spielweise« nennt, dafür sorgten, das zum Beispiel Ronaldo im Endspiel verletzt vom Platz musste. Über 200-mal wurde während des Turniers von Schiris die gelbe Karte gezückt. Und wenn auch die eine oder andere unberechtigt gewesen sein mag oder aus anderen Gründen vergeben wurde, so zeigt die Zahl doch, dass im Zweifelsfall das Weiterkommen der eigenen Mannschaft (und damit auch die entsprechenden Prämien für die Spieler) wichtiger sind, als die Gesundheit des Gegners. »Respect« jedenfalls geht irgendwie anders!

        »Black Lives Matter« - die Kampagne wurde im Juli 2013 in den USA gegründet als Reaktion auf die immer häufigere grundlose Gewalt weißer Polizisten gegen schwarze Bürgerinnen und Bürger. Damit wurde ein Problem auch über die Vereinigten Staaten hinaus bekannt, auf das der Rockpoet Bruce Springsteen schon zur Jahrtausendwende in seinem Lied »41 Shots« aufmerksam gemacht hatte: »Lena macht ihren Sohn für die Schule fertig. Sie sagt: Auf diesen Straßen, Charles, hast du die Regeln zu verstehen. Sollte dich ein Polizist anhalten, musst du mir versprechen, höflich zu sein. Und laufe niemals davon. Versprich mir das und lasse ihn immer deine Hände sehen.‘ Es ist kein Geheimnis, mein Lieber, du kannst getötet werden, nur weil du in einer amerikanischen Haut lebst.« schreibt Springsteen angeregt durch die Tötung des aus Liberia stammenden Amadou Diallo. Am Morgen des 4. Februar 1999 stand der vor seinem Haus in der Bronx. Vier Zivilfahnder verwechselten ihn mit einem Serienvergewaltiger und wollten ihn verhaften. Als Diallo in seine Jacke fasste, eröffneten die Polizisten ohne Vorwarnung das Feuer und streckten den 24jährigen mit 41 Schüssen nieder. Alle vier wurden später vom Gericht freigesprochen.

        Seit dem fünffachen Mord an Polizisten in Dallas/Texas gibt es nun auch eine Kampagne »Blue Lives Matter« - gemeint sind Menschen in Uniform. Und bei aller berechtigter Kritik an der Polizeigewalt und des wohl kaum noch zu leugnenden dahinter stehenden Rassismus, Fakt ist auch, dass Polizisten in den USA bei jeder Personenkontrolle damit rechnen müssen, das die Kontrollierten Schusswaffen bei sich tragen und sie u.U. auch einsetzen. Längst machen Experten die liberalen Waffengesetze in den Staaten mitverantwortlich für die Situation, aber Präsident Obama ist mit seinem Versuch einer Verschärfung am Einfluss der Waffen-Lobby gescheitert. Denn in den Vereinigten Staaten wie überall auf der Welt sind die Umsätze der Waffen- und Rüstungsindustrie wichtiger als Menschenleben. »Lives Matter« aber geht ganz sicher anders!

        Dieser Tage wurde die Unfallstatistik für das Jahr 2015 veröffentlicht, der zufolge die Zahl der Verkehrstoten seit ein paar Jahren wieder steigt. Fast 3.500 Menschen verloren auf Deutschlands Straßen im vergangenen Jahr ihr Leben – das ist ungefähr die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder in Bischofsheim! Die Hauptursachen: Ungenügender Abstand, unangepasste Geschwindigkeit, Nichtbeachten der Vorfahrt. Anders ausgedrückt: Erst komme ich und dann lange nichts! »Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.«, heißt es im § 1 der Straßenverkehrsordnung, aber das geht irgendwie anders!

        Drei aktuelle Beispiele dafür, wie wenig ein Menschenleben, menschliche Unversehrtheit und Menschenwürde noch zählen. Und wer morgens die Zeitung aufschlägt oder das Radio anschaltet, bekommt gleich dutzendweise weitere Beispiele zum Frühstück. Während ich gerade diese Zeilen schreibe, geht die Nachricht von dem Attentat in Nizza durch die Medien, bei dem mehr als 80 Menschen durch einen LKW einfach niedergewalzt wurden.

        Was ist der Mensch, was ist ein Menschenleben eigentlich noch wert? Zählen nur noch Durchsetzungsvermögen und Gewinnstreben, die Befriedigung eigener Bedürfnisse, eigenen Hasses und eigener Vergeltungssucht?

        »Was ist der Mensch?« - so fragt im ersten Teil der Bibel ein Psalm. Und die Antwort ist ebenso einfach wie Richtungsweisend: »Wertvoll!« - und zwar jeder Mensch, weil Gott ihn wertvoll gemacht hat. Wer etwas anderes behauptet oder anders handelt, kann sich auf alles berufen, nur nicht auf Gott!

        Es grüßt Sie herzlichst Ihr Pfr. Klaus Bastian

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