Tagung der Dekanatssynode
Chancengleichheit statt Schubladendenken
Paola Fabbri Lipsch
22.03.2025
hf
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Es gehe darum, Menschen nicht auf ein Merkmal, auf eine Diversitätsdimension wie Herkunft oder Hautfarbe zu reduzieren, sondern ihnen als vielschichtige Personen zu begegnen, mit denen wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede teilen. Eigene Erfahrungen und selektive Wahrnehmung führten in ein ausgrenzendes Schubladendenken, so die Referentin: „Wir konstruieren Menschengruppen: Frauen, Homosexuelle, Arbeitslose. Wir bilden Gruppen, das ist eine natürliche Aktion, um Komplexität zu reduzieren. Das gibt Orientierung. Das gibt größere Sicherheit im Handeln, das Problem dabei ist aber, dass wir diese Gruppen quasi in Stein meißeln, aus Frauen DIE Frauen oder aus Arbeitslosen DIE Arbeitslosen machen. Daraus entstehen Schubladen, bestimmte Gruppen werden stereotypisiert, bewertet und hierarchisiert. Die stereotypische Wahrnehmung und Bewertung führt dazu, dass manche Gruppen Ablehnung erfahren.“ Vorurteilsfreiheit gäbe es nicht, aber wir könnten lernen, bewusst mit Diversität umzugehen, indem wir Ausgrenzungsmechanismen erkennen und abbauen.
Wie dies im kirchlichen Leben gelingen kann, machte der Vortrag über das seit 10 Jahren in Mörfelden bestehende Ev. Zentrum für Interkulturelle Bildung (EZIB) deutlich. Begegnung, Austausch, Vernetzung und Bildung werden hier exemplarisch im Sozialraum initiiert. Zum Beispiel lädt eine Broschüre mit Angeboten der Ev. Kirchen in Mörfelden und Walldorf und der Diakonie in Deutsch, Englisch Türkisch, Arabisch und Urdu für Begegnung und gemeinsame Bildung ein. Dazu zählen beispielsweise ein Internationaler Nähtreff, Kitchen-Talk, Kino, Gesprächsabende und Fortbildungen. „Diversität/Vielfalt braucht in der Praxis eine Willkommenskultur, eine offene und wertschätzende Haltung, Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung“, so die Erfahrung aus dem Ev. Zentrum für Interkulturelle Bildung.
Im Evangelischen Dekanat lädt das Jahresthema „Lasst uns miteinander…“ mit zahlreichen Angeboten dazu ein, den Blick füreinander zu öffnen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Das Thema „Diversität“ dieser Synode stehe auch im Zusammenhang der Ziele der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), so Wolfgang Prawitz, Pfarrer für Ökumene. So sei die EKHN im Prozess einer strategischen Kirchenentwicklung, um die Diversität ihrer Organisation zu erhöhen und habe 2018 die Charta der Vielfalt unterzeichnet mit der Selbstverpflichtung, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist und Chancengleichheit fördert.
Jan-Niklas Rabe, Jugenddelegierter in der Kirchensynode (EJHN), bekräftigte in seinem Grußwort: „Glaube geht nur gemeinsam. Auftrag einer inklusiven Gemeinschaft ist, eigene Machtstrukturen zu erkennen und zu hinterfragen. Mein Ziel ist der Abbau von Macht und der Aufbau von Ermächtigungsstrukturen.“
Dekanin Heike Mause skizzierte in ihrem Bericht Entwicklungen im Dekanat mit derzeit 52.576 Mitgliedern. Derzeit seien fünf Pfarrstellen vakant. Da der Zukunftsprozess ekhn2030 auch mit Einsparungen bei den Gebäuden verbunden ist, werde derzeit ein Gebäudeentwicklungsplan erarbeitet, den die Synode beschließen wird.
Tatjana Flerus-Fickus, Geschäftsführerin für 14 Kindertagesstätten im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim (GüT), berichtete über die Neuaufnahme der drei Kelsterbacher Kitas. „Wir sind Ideengeber für 14 Fachteams vor Ort“, so Flerus-Vickus. Für Vernetzung und Weiterbildung wurde im November 2024 ein Fachtag zum Thema Kinderrechte im Groß-Gerauer Landratsamt durchgeführt. Häufige Themen in den Kitas sei die Arbeit am Limit durch Personalmangel und der Umgang mit herausfordernden Kindern.
Propst Stephan Arras und der Visitationsbeauftragte Dr. Frank Löwe skizzierten zum Abschluss der Visitation im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim Eindrücke aus dem Besuch der Seelsorgedienste, der Fach- und Profilstellen, der Prädikant*innen und Lektor*innen, dem Schuldienst und der Diakonie im Jahr 2024. Dr. Löwe hob die hohe Bedeutung der seelsorgerlichen Dienste in Krankenhaus und Seniorenheim hervor angesichts der „dramatischen Unterversorgung in der Pflege“.
In Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Synodalen anschließend damit, wie die Zusammenarbeit mit den übergemeindlichen Diensten im Dekanat wie der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der Seelsorge, der Diakonie oder den Fach- und Profilstellen in den künftigen Nachbarschaftsräumen gefördert und ausgestaltet werden kann.
Heidi Förster
Öffentlichkeitsarbeit
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