Wiederverlegung der Stolpersteine für Familie Hirsch in Groß-Gerau
Gegen das Vergessen
Heidi Förster20.10.2023 hf Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Es ist unsere Aufgabe heute, das damals verübte Unrecht nicht zu vergessen, sondern die Erinnerung an das unendliche Leid und die Verfolgung und Ermordung von Millionen von Menschen wach zu halten“, sagte Pfarrer Wolfgang Prawitz am 19. Oktober 2023 in Groß-Gerau. Vor dem kürzlich wiedereröffneten Seniorenhaus Raiss wurden die Stolpersteine für Gustav Hirsch und seiner Frau Lina, ihrer gemeinsamen Tochter Liesel und ihrer Mutter Emma Mayer, wie bereits am 11. Oktober 2016, wieder verlegt. „Sie waren im Stadtmuseum ausgestellt und werden jetzt als Erinnerungssteine an das Unrecht, das Familie Hirsch widerfuhr, erneut verlegt“, so Bürgermeister Erhard Walther. „Stolpersteine sind Steps, die ermahnen, gegen Unrecht, Willkür und Gewalt aufzustehen.“ Schülerinnen und Schüler der Klasse 10d der Groß-Gerauer Luise Büchner Schule erinnerten an Leid und Flucht der Familie Hirsch. Mit Fotografien, Briefen und Zeugenberichten zur Progromnacht vom 9./10. November 1938 erinnerten sie an das Grauen des Überfalls auf das Haus von Gustav Hirsch, dem ehemaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde Groß-Gerau: „SA-Leute umstellten das Haus und viele Leute schauten unbewegt zu, wie es verwüstet und Möbel auf die Straße geworfen wurden.“ Das Haus in der Frankfurter Straße 46 konnte Malermeister Philipp Raiß 1939 für einen Spottpreis erwerben und vermachte es später der Stadt, damit hier nach seinem Tod ein Haus für ältere Menschen entstehen konnte.
Der Familie Hirsch war 1940 die Flucht in die USA gelungen.
Ulrich Trumpold vom Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis dankte den Schülerinnen und Schülern und bat sie, die Geschichte weiterzuerzählen. Gunter Demnig hat seit 1996 bereits 100.000 Stolpersteine gegen das Vergessen in ganz Europa verlegt. In Groß-Gerau sind es bereits 75, weitere folgen.
Angesichts der furchtbaren Terror-Angriffe der Hamas auf Bürgerinnen und Bürger in Israel, das schlimmste Ereignis seit der Shoah in Europa, sagte Pfarrer Wolfgang Prawitz: „Der Staat Israel sollte und soll eine Heimstatt, ein Rückzugsort sein, an den Juden gehen können, wenn sie in dem Land, in dem sie leben wegen Antisemitismus nicht mehr leben können. Der brutale Terrorangriff der Hamas stellt genau das in Frage. Und deshalb ist es so wichtig, dass die Bundesrepublik Deutschland fest an der Seite Israels steht.“
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