Ein Angebot von Gemeindepädagoge Jörg Wilhelm
Männergesprächskreis feiert Jubiläum
Heidi Förster
28.02.2025
hf
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Rainer Schamber aus Rüsselsheim war von Anfang an gern dabei. „Es ist ein unverbindliches Angebot, es gibt immer ein Thema und es wird kontrovers, sachlich und fair diskutiert“, so der 70-Jährige. Seit 2011 leitet Gemeindepädagoge Jörg Wilhelm die Gruppe, setzt Themen und ist auch an diesem Abend gut vorbereitet. Rund um das Thema „Gesunder Menschenverstand – Wo bleiben Ethik, Moral, Recht und Gesetz“ erinnert Wilhelm an Aussagen von US-Präsident Donald Trump und die Folgen für demokratisches Denken und Handeln hierzulande. Bischöfin Mariann Budde hatte in ihrer Predigt zur Amtseinführung von Trump an die Einhaltung der Menschenwürde und Freiheit von fremden und queeren Menschen appelliert und geplante Massenabschiebungen kritisiert. Auf diese Predigt zur Einhaltung christlicher Werte hat Trump mit Spott reagiert und dagegen seine Rückkehr ins Weiße Haus als „Revolution des gesunden Menschenverstands“ glorifiziert. Der so genannte „gesunde Menschenverstand“ schade der Demokratie massiv, so Jörg Wilhelm: „Im Wahlkampf wurde behauptet, dass uns der gesunde Menschenverstand sage, dass wir unsere Grenzen dicht machen müssten“. Gesprächsstoff bot auch die jüngste Wahlkampfrede von Merz, er werde künftig Politik machen für eine Mehrheit der Menschen, die „noch alle Tassen im Schrank“ haben und nicht „für irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt“. Wie sehr ist unsere Demokratie in Gefahr, fragt Jörg Wilhelm und zeigt Grafiken der Wahlergebnisse aus dem Kreis Groß-Gerau, wo die AfD zum Beispiel in Biebesheim mit 25 Prozent der Stimmen das höchste Ergebnis im Kreis erzielt hat.
Gemeinsam wird an diesem Abend aber auch davon erzählt, wo friedliches Zusammenleben im eigenen Umfeld, in Familie, Nachbarschaft, Vereinen und Gewerkschaften gelingt. Und da entsteht plötzlich eine ganz andere Stimmung als die durch das im Wahlkampf provozierte Narrativ des Untergangs. Michael Tietze aus Geinsheim gehört zwei Gewerkschaften an und betont, wie wichtig der Dialog sei. Beim Männergesprächskreis herrscht in der gemütlichen Sportgaststätte bei guten Getränken am großen runden Tisch eine freundliche und wertschätzende Atmosphäre. „Mir gefällt der schöne Meinungsaustausch auch mit Menschen, die man im Alltag nicht sieht“, sagt der 62-Jährige Michael Tietze. Auch er ist seit vielen Jahren dabei und erinnert sich an die Anfänge des Männergesprächskreises mit Lesungen und Fahrten gemeinsam mit Christian Zürner, dem ehemaligen Bildungsreferenten im Ev. Dekanat Rüsselsheim. Anschließend hatte Bildungsreferentin Andrea Alt dieses Angebot für Männer im Kreis Groß-Gerau übernommen und es gab u.a. Besuche von Moscheen und Synagogen. Die Idee zum Männergesprächskreis kam 2005 von Volkhard Guth, damals Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat, in einer Zeit, in der viele in Rüsselheim in der Opel-Krise um ihren Job bangen mussten.
Der Männergesprächskreis ist ein Angebot, das bereichert, „man bekommt neue Ideen“, und findet etwa alle vier Wochen donnerstags ab 19.00 Uhr in der VFR-Sportgaststätte in der Hessemer Straße 43 statt.
Männer jeden Alters sind auch künftig herzlich willkommen.
Heidi Förster
Öffentlichkeitsarbeit
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