Dekanat Rüsselsheim

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        Podiumsdiskussion im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim

        Religionen gegen Hass und Hetze

        Heidi Förster

        Religionsvertreter*innen erhoben am 24. September 2024 bei der Podiumsveranstaltung im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim ihre Stimme gegen Hass und Hetze hierzulande. Um ein friedliches Zusammenleben zu stärken brauche es unvoreingenommenes Zuhören und den offenen Dialog. Dafür bot die Veranstaltung vom Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim und dem Verband der islamischen Gemeinden in Rüsselsheim mit prominenten Religionsvertreter*innen ein gelungenes Forum.

        Daniel Neumann, der Vorsitzende des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen und Abdassamad El Yazidi, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, verurteilen das Massaker der Hamas in Israel vom 7. Oktober 2023. El Yazidi erklärte: „Wenn wir unsere Religionen leben, so wie sie uns gelehrt wurden, dann haben wir keine andere Wahl, als uns respektvoll zu begegnen.“ Der Koran lehre: „Unterstütze deinen Bruder ob im Recht oder im Unrecht. Du stehst ihm zur Seite, wenn du ihm vom Unrecht abhältst.“  Man dürfe sich nicht auseinanderdividieren lassen und hätte die Verurteilung des Massakers von islamischer Seite noch stärker betonen müssen. Wichtig sei auch, Palästina jenseits der Hamas stärker in den Blick zu nehmen.
        „Die vier Moscheen in Rüsselsheim haben sich zusammengetan mit dem Ziel, den interreligiösen Dialog und das friedliche Miteinander zu stärken und mit gemeinsamen Bildungs- und Kulturprogrammen den interkulturellen Austausch zu fördern“. Dies erklärte Adnan Dayankac, der Vorsitzende des Verbands der islamischen Gemeinden in Rüsselsheim.
        Daniel Neumann verurteilte die Gleichsetzung der terroristischen Hamas mit der israelischen Regierung und kritisierte die Schieflage in den deutschen Medien mit Blick auf die Anschläge auf den Libanon ohne Blick auf die Vorgeschichte. „Wir stehen vehement auf der Seite Israels. Angesichts der Geschichte der Vertreibung der Juden gilt Israel als Zufluchtsort.“
        Moderator und Pfarrer Wolfgang Prawitz stellte die Frage, wie man trotz unterschiedlicher Leiderfahrungen und Einstellungen den respektvollen Umgang miteinander lernen kann. Daniel Neumann sagte: „Wir erkennen an, dass der andere einen völlig anderen Blickwinkel hat.“ El Yazidi betonte: „Es ist in unserer Verantwortung, dass Juden an der Seite von Muslimen und anderen Religionen miteinander leben können, ohne sich Sorgen machen zu müssen, ob ihre Kinder in der Schule angegriffen werden.“
        Ilona Klemens hat den Rat der Religionen in Frankfurt aufgebaut und ist seit April 2024 Pfarrerin der Ev. Studierendengemeinde Frankfurt.  Die Pro-Palästina-Camps in Berlin und Frankfurt nach dem Massaker der Hamas habe sie sehr aggressiv erlebt und dennoch habe sie zum Dialog eingeladen. „Ich halte den Dialog für wichtig, weil wir den Konflikt hier nicht weiterführen dürfen. Es gibt zum Dialog keine Alternative und wir müssen immer wieder „safe spaces“ schaffen“. Freie Räume, die einladen, wirklich einander zuzuhören. So habe sie zu einer Veranstaltung eingeladen, in der Menschen aus Palästina zu Wort kamen. Mohammed aus dem Gaza habe erzählt, wie er im Oktober 2023 seine gesamte Familie verloren habe.   
        Mathias Blöser, Referent für gesellschaftliches Engagement und demokratische Teilhabe im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), nehme wahr, „dass die Grundhaltung, dass man sich wirklich zuhört, nicht mehr selbstverständlich ist.“ Beratend und mit Bildungsveranstaltungen setze er sich dafür ein, Brücken zu bauen für Menschen, die von Rassismus betroffen sind. Es müsse immer darum gehen, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

        Die Podiumsdiskussion machte immer wieder deutlich, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nur überwunden werden kann, wenn wir wirklich den anderen zuhören, versuchen zu verstehen und ernsthaft mitfühlen. Für ein friedliches Zusammenleben in gegenseitigem Respekt möchten sich die Vertreter*innen der Religionen auch in Zukunft gemeinsam einsetzen. El Yazidi bekräftigte dies mit den Worten: „Ich hoffe, dass wir alle Friedensbotschafter werden, um eine positive Veränderung zu schaffen.“
        Neumann bekräftigte dies mit einem Zitat von David Grossmann: „Hoffnung ist wie ein Anker, den man in einer verzweifelten Lage in die Zukunft wirft, die noch nicht existiert und die uns Schritt für Schritt hinzieht. Ich hoffe, dass wir diesen Anker setzen in eine Zukunft, in der Hass und Hetze keinen Platz haben.“

        Ökumene-Pfarrer Wolfgang Prawitz, beendete den Abend als Moderator mit dem Zitat eines Pfarrers bei der Vollversammlung des Weltkirchenrats in Busan 2013: „Wenn wir Leid nicht mehr gegeneinander aufrechnen, sondern uns gegenseitig erzählen können, worunter wir leiden, und das gegenseitig teilen können, wird Frieden möglich.“  


        Heidi Förster
        Öffentlichkeitsarbeit

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