Dekanat Rüsselsheim

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        Sind Tiere dumm?

        Charlie Brown sinniert, an einem Baumstamm hockend, über die Frage nach, wann wohl der Mensch den Hund zu seinem besten Freund erwählt habe. Auf der anderen Seite des Stammes hockt – wie könnte es anders sein – sein Hund Snoopy mit einem Keks in der Pfote und seine Denkblasen geben die Antwort: »Seit der Erfindung von Keksen!«

        Was oberflächlich betrachtet einfach nur lustig – für manche auch lächerlich – klingen mag, ist tatsächlich aber einer jener für die Comic-Geschichten typisch subversiven Dialoge, denn die Antwort des kleinen Hundes kehrt die Denkrichtung um 180 Grad um: Während Charlie Brown – wie die meisten von uns – davon ausgeht, dass der Mensch sich den Hund zum treuen Begleiter erwählt hat, ist sich Snoopy sicher, dass die Initiative vom Hund ausging, um so an die leckeren Kekse zu kommen. In der Comic-typischen Überspitzung wird also behauptet, dass der Hund in Wahrheit das intelligentere Wesen ist, was nicht zuletzt dadurch bewiesen wird, dass Charlie Brown gar nicht auf die Idee kommt, es könnte auch anders herum sein. Nun sind ja Hundebesitzerinnen und Besitzer seit jeher davon überzeugt, ein intelligentes Wesen an ihrer bzw. seiner Seite zu haben und können dafür auch jede Menge Beobachtungen liefern. Beobachtungen die aber vielleicht vor allen Dingen deshalb gemacht werden konnten, weil der Mensch den Hund ausschließlich als lebendiges Nutztier sieht.

        Bei anderen Haustieren sind das schon anders aus, nicht wenige davon werden fast standartmäßig mit dem Attribut »dumm« in Verbindung gebracht: »dummes Schaf«, »dumme Ziege«, »dumme Kuh«, »dummes Huhn« - nur beim Schwein erübrigt sich eine solche zusätzliche Herabsetzung, da ist der bloße Name schon Diskriminierung genug. Dumm nur, dass nun Wissenschaftler heraus gefunden haben, das etwa das Huhn alles andere als dumm ist, sondern eine Vielfalt von Fähigkeiten und Verhaltensweisen zeigt, die auf beachtliche Intelligenz, ja vielleicht sogar Selbstbewusstsein schließen lassen. Und das Huhn steht damit nur am vorläufigen Ende einer Kette von entsprechenden Beobachtungen auch bei anderen Tieren, die eigentlich dazu angetan wären unser Bild vom Mitgeschöpf Tier – ähnlich wie bei Charlie Brown – auf den Kopf zu stellen: Da sind die Rabenvögel, die nicht nur über ausgeklügelte Strategien bei der Futterbeschaffung oder der Verteidigung ihrer Reviere verfügen, sondern sich auch Werkzeuge erstellen können und sich selbst in einem Spiegel erkennen. Da sind die Hyänen im südlichen Afrika, die – von Menschen aus der Savanne vertrieben – ihr Jagd- und Sozialverhalten, ja praktisch ihre ganze Lebensweise innerhalb einer Generation umgestellt haben, von Einzeljägern zu Gruppenjägern, von nacht- zu tagaktiven Tieren wurden, in Dünen leben und sich mit dem »Parfüm« von Algen gegenüber ihren Opfertieren tarnen – samt und sonders Veränderungen, die nur mit hoher Intelligenz zu erklären sind.

        Tatsächlich informieren die Medien in immer kürzeren Abständen über solche erstaunlichen Beobachtungen der Wissenschaft und die Frage stellt sich, wieso eigentlich erst jetzt? (Charles M. Schulz veröffentlichte seine ersten Comics bereits Ende der 40er Jahre und der oben beschriebene ist ja kein Unikat zu diesem Thema!) Ich vermute, es liegt an der deutlich gestiegenen Wertigkeit von Tierschutz in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Pelzfarmen, Wal- und Robbenjagd, Tierversuche und nicht zuletzt Käfig- und Massentierhaltung sind in die öffentliche Kritik geraten, der bis dahin mehr oder weniger selbstverständliche rücksichtslose und oft genug grausame Umgang mit Tieren moralisch in die Defensive. auch wenn sich in der Folge daraus nur eher ungenügende Konsequenzen ergaben. Beispiel »Fleischkonsum«: Weltweit steigt der Fleischkonsum weiter ungebrochen. Rund 60 kg davon verspeisen nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Fleischwirtschaft allein die Deutschen jedes Jahr. Das sind hochgerechnet rund 5 Mill. Tonnen und die sind beim besten Willen ohne Massentierhaltung gar nicht zu beschaffen! Dabei wissen wir doch längst, wie schädlich dieser Konsum nicht nur für die betroffenen Tiere ist, sondern auch für Klima, Umwelt und auch unsere eigene Gesundheit. Landraub und Vertreibung, Vernichtung von Urwäldern, Spekulation, Tiertransporte, Monokulturen, Gentechnik, Nitratbelastung von Böden und Grundwasser, Tiertransporte, multiresistente Keime, Fleischskandal, Massenschlachtungen, Übergewicht, Arterienkrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfälle, Krebsrisiko – all das sind Stichworte, die sich (auch) mit dem übermäßigen Fleischkonsum verbinden. Gründe für eine Veränderung unserer Essgewohnheiten gibt es mehr als genug (von den volkswirtschaftlichen Kosten ganz zu schweigen). Müssen uns die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erst nachweisen, dass Tiere generell ein Selbstbewusstsein haben und der Unterschied in der Intelligenz eher qualitativer, denn quantitativer Natur ist, die Schlachtung ganzer Bestände – wie jetzt wieder durch die Vogelgrippe – also durchaus Charakteristika eines Genozids hat und der rücksichtslose Fleischkonsum an Kannibalismus grenzt? Einsicht kostet bekanntlich erst mal nichts und Gemüse ist ohnehin billiger als Fleisch, insofern wünsche ich Ihnen ein preis-wertes und gesundes neues Jahr!

        Ihr Pfr. Klaus Bastian, Bischofsheim

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