Vom Glück der kleinen Dinge
Liebe Leserin, lieber Leser,
manchmal genügt eine rote, reife Erdbeere oder ein Stück Mirabellenkuchen oder ein Glas eisgekühltes Minzlimonade – und ich schließe die Augen und genieße.
Und alles ist gut.
Oder eine kleine Melodie kommt daher, ein altes Lied, das mich fröhlich macht. Manchmal ganz Verrücktes, wie „Mendocino“ von Michael Holm aus meiner frühen Jugendzeit Kinderzeit oder dann natürlich "Wish you were here" von Pink Floyd – und mein Herz lacht. Ich fühle mich durch und durch und rundum wohl.
Ich brauche dazu kein 4 Gänge Gourmet Menü und auch keine teuren Karten für ein Konzert – auch wenn ich beides schön finde.
Nein, es sind die kleinen Dinge des Lebens, die glücklich machen. Mich jedenfalls.
Und ich glaube, ich bin da nicht in schlechtester Gesellschaft. Auf die Vögel unter dem Himmel und die Lilien auf dem Felde, hat Jesus seine Freunde aufmerksam gemacht.
Und ich bin sicher, sie haben das karge Brot und die Oliven und den eher seltenen und vielleicht auch eher selten guten – Wein durchaus genossen.
Was das Leben wertvoll macht: nicht der Erfolg bei den Massen, nicht die religiösen oder politischen Karrieren, nicht das Gold im Kästchen oder die Aktien auf der Bank, nicht der Schlitten im Stall und die Schäfchen im Trockenen – was das Leben wertvoll und tief macht:
Die Begegnung mit anderen, das Gespräch über Gott und die Welt, das Glück, geliebt zu werden und selbst zu lieben, ein sanfter Windhauch, der Blick in den Sternenhimmel, ein wunderschönes Bild zu betrachten, Salz, Wasser und Sonne auf der Haut,
die Lieblingsmusik im Ohr und vielleicht die besondere Schokolade auf der Zunge.
Das hat Jesus vorgelebt. (Gut Schokolade gabs noch nicht, aber vielleicht eine leckere Feige.)
Er hatte nicht das Große und Ganze und Spektakuläre im Blick und im Sinn, sondern das Unscheinbare aber Lebendige, das Besondere und darum Unersätzliche.
Und zu finden ist diese Lebenstiefe, dieses große Glück der kleinen Dinge, auch nicht irgendwann, in einer besseren Welt, sondern, so sagt Jesus, heute!
Das ist die Herausforderung. Es gilt hinzuschauen. Und dies ist ein Versprechen.
Wir sollten Herz und Hände, Augen und Ohren offen halten – um all das empfangen zu können, was das Leben, was Gott uns schenkt. Solche Glücksmomente wünsche ich Ihnen an diesem Tag.
Claudia Weiß-Kuhl,
Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Gustavsburg
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